ÆVERAGE - Ein Kurzfilm übers surfen in Dänemark

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11. Juni 20:30 – Auf meinem Telefon leuchtet eine Nachricht von Eric auf: „Wir brauchen noch ca. 5 stunden“. Eigentlich wollten er und Saskia sich schon gegen Mittag auf den Weg von Rostock an die dänische Westküste machen, haben es aber beide Arbeitstechnisch nicht früher geschafft. So lange schaffe ich es nicht mehr wach zu bleiben, denke ich mir, denn ich bin noch völlig von der heutigen Surfsession gerädert und schicke den beiden ein Video, in dem ich erkläre, wie sie ins Haus kommen und wo sie schlafen können.

 

Am nächsten Morgen staune ich nicht schlecht, als ich die frisch gemachten Betten genau wie am Vorabend vorfinde – nämlich leer. Ich greife zu meinem Handy und höre mir eine Sprachnachricht von Eric an, in der er mir erklärt, dass die beiden am Flensburger Grenzübergang aufgehalten wurden. Weil der selbst durchgeführte Antigen-Test zur Einreise nicht ausreichte, wurden sie vom Grenzbeamten zu einem Testcenter geschickt, dass angeblich rund um die Uhr geöffnet sein soll. Dort angekommen kam auch schon die Ernüchterung in Form eines kleinen handgeschriebenen Schildes mit der Aufschrift „Wir sind täglich von 8:00 – 18:00 Uhr für sie da“. Also blieb den beiden nichts anderes übrig, als vor den verschlossenen Türen des Testcenters im Bus zu nächtigen.

 

Die geplante Morgen-Session fällt dann wohl aus, was uns ein riesen Loch in unseren so oder so schon engen Zeitplan reißt. Eric ist ein begnadeter Filmemacher und wir haben schon an so einigen Projekten für Pure Surfcamps zusammengearbeitet. Meistens an Orten wie Frankreich oder Portugal, wo die Wellen um einiges konstanter sind als an der Westküste Dänemarks, wo ich mit meiner Freundin Kim wohne. Trotzdem wollte ich ihn von diesem magischen Ort und dem besonderen Gefühl, dass man hier oben empfindet überzeugen und da kam der Swell, der sich für dieses Wochenende angekündigt hat genau richtig.

Wir surfen den immer größer werdenden Swell an einer windanfälligen Sandbank mitten im nirgendwo, bis die Windböen zu stark werden und es Zeit wird weiterzuziehen. Außerdem verrät mir ein Blick auf meine G-Shock, dass Eric und Saskia meinen Berechnungen nach demnächst ankommen sollten. Ich schicke den beiden den Standort des Parkplatzes direkt neben der Mole in Vorupör, wo man ein wenig Schutz vor dem immer stärker werdenden Wind hat. Nach einer herzlichen Begrüßung stürzen wir uns direkt auf die kleine, aber spaßige Left, die neben den Beton Tetrapoden bricht. Neben uns kämpfen schon circa 20 andere Surfer um die wenigen Setwellen, die bisher durchkommen. Hauptsächlich Weekend-Warrior, die die Grenzöffnung Dänemarks zelebrieren und ihren Surfhunger stillen. Einer von ihnen war Pelle. Seines Zeichens einer der besten Nachwuchssurfer aus Norddeutschland, der mit seiner Mama Pirko aus Hamburg angereist ist. Nach ein paar Stunden kommen wir erschöpft zurück auf den Parklplatz, wo uns Pirko schon mit frisch aufgebrühten Kaffee und dänischen Kanelsnegls erwartet. Wir stärken uns, ruhen uns in der frühsommerlichen Sonne aus und tanken kraft für die nächste Session – diesmal mit noch mehr Leuten, aber die Stimmung unter den Leuten ist gut und wir surfen bis die Sonne untergeht, was in dieser Jahreszeit deutlich nach 22 Uhr ist.

 

Am nächsten Tag tue ich mich schwer früh aufzustehen aber wir wollen alles aus dem Sturm machen und deswegen fahren wir früh los. Mit unseren vollgefüllten Thermosbechern ausgestattet steuerten wir den Spot vom Vortag an und zeihen uns um, bevor die Parkplatzcamper aufwachen, um noch ein paar leere Wellen zu surfen. Wind und Wellen haben über Nacht abgenommen und als es zu klein für den Spot neben der Mole wurde packten wir ein und frühstücken erstmal. Wie im Forecast angekündigt wird das wilde flattern der „Dannebrog“, wie die Dänen stolz ihre Nationalflagge nennen, gegen vormittag immer ruhiger.

 

Perfekte Bedingungen um die offenen Strände des Nationalpark Thy’s, die mehr Swell abbekommen, zu checken. Wir finden eine noch recht aufgewühlten, aber menschenleeren Spot, der vielversprechend aussieht und ich zwänge mich in meinen noch tropfnassen Wetsuit und paddel direkt raus, während Eric sich mit seiner Kamera auf den Dünen positioniert. Die Wellen sind in klassischer Dänemark Manier, etwas ungeordnet und die Strömung stark, aber hin und wieder kommen ein paar gute durch und ich surfe bis ich nicht mehr kann. Dann heißt es auch für Eric und Saskia Sachen packen, denn auf sie wartete noch der circa 6 Stunden lange Rückweg nach Rostock. Wir folgen den beiden noch ein Stück Richtung Süden auf der Küstenstraße, die die dänishe Wetsküste entlangführt, bis wir zuhause angekommen waren und die beiden mit einem landestypischen „Farvel“ verabschieden und große Pläne für das nächste Mal schmieden.

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