Die Welt des Surfsports übt eine besondere Faszination auf viele Menschen aus. Doch hinter den atemberaubenden Bildern und Videos, die uns in Magazinen und auf Social-Media-Plattformen begeistern, stehen talentierte Fotografen und Filmer, die mit viel Leidenschaft und Hingabe ihre Kunst erschaffen. Einer von ihnen ist Matze Ried, ein renommierter Surf-Fotograf aus dem Allgäu, der seit fast einem Jahrzehnt in der Szene tätig ist.
Im exklusiven Interview mit unserem Redakteur Lars Jacobsen gibt uns Matze einen Einblick in seine Erfahrungen und seinen Werdegang. Ursprünglich hatte er nie daran gedacht, Surf-Fotograf zu werden, bis sich durch eine spontane Begegnung bei Pure Surfcamps plötzlich die Türen zu dieser faszinierenden Welt öffneten.
Aus dem Wellenreiten Magazin #2 | Interview: Lars Jacobsen | Fotos: Matze Ried
Hi Matze! Leute, die sich für die deutsche Surfszene interessieren, werden dich und deine Arbeit kennen. Aber bitte stelle dich kurz unseren wenigen Lesern vor, die noch nie von dir gehört haben. Wo her kommst du, wie alt bist du, seit wann arbeitest du als Surf Fotograf und was hast du heute gemacht, bevor du das Interview mit uns begonnen hast?
Hi Lars, schön, mal wieder von dir zu hören! Mein Name ist Matze Ried und ich komme ursprünglich aus dem schönen Allgäu. Ich bin 29 Jahre alt und arbeite seit fast zehn Jahren als Surf-Fotograf und Filmer. Ich habe meinen Vormittag am Münchener Flughafen verbracht und sitze jetzt im Flugzeug Richtung Faro für eine kurze Pause vom deutschen Winter.
Wie schwierig war es für dich, dir einen Platz in dieser klitzekleinen Surf-Foto-Welt hierzulande zu schaffen?
Bei mir war das tatsächlich gar nicht so schwierig. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich anfangs gar nicht daran gedacht habe, dass ich ein echter Surf-Fotograf werden könnte. Als ich dann realisiert habe, dass es tatsächlich funktionieren könnte, war ich eigentlich schon fast drin. Das habe ich zu einem großen Teil meinem Job bei Pure Surfcamps zu verdanken.
2012 wollte ich ein paar Wochen als Aufbauhelfer in Moliets arbeiten. Ich hatte meine Kamera dabei, und als das der Chef von Pure mitbekommen hat, war ich plötzlich für die Fotos und Videos zuständig, obwohl ich damals noch kaum Ahnung von Fotografie hatte. Ich habe dann fast neun Jahre für Pure gearbeitet und sehr viel dabei gelernt und erlebt.
Was reizt dich an der Surf-Fotografie am meisten?
Das ist eine gute Frage... Ich glaube, die Abhängigkeit von der Natur und den Elementen. Die besten Surf-Fotos kommen zustande, wenn die Natur einem einen besonderen Augenblick schenkt. Das können perfekte Wellen, besonders gutes Licht, ein guter Surfer oder einfach nur eine abstrakte Landschaft sein. Mich reizt am meisten die Suche nach diesen Momenten. Ich war schon immer gern draußen unterwegs und habe neue Orte entdeckt – durch die Surf-Fotografie lässt sich diese Leidenschaft ganz gut mit meiner Liebe zum Brettsport kombinieren.
Was war der beste Foto-Trip, auf dem du je warst?
Der beste Foto-Trip war meine Reise durch Peru vor ein paar Jahren. Ich war damals sieben Wochen mit einem meiner besten Freunde unterwegs. Der Trip war als Urlaub geplant und ich habe damals nur meine Kamera und ein Objektiv mitgenommen, weil ich nach einem superanstrengenden Jahr eigentlich eine kleine Pause vom Fotografieren wollte. Aus der Pause wurde dann nichts. Kaum bin ich in Peru angekommen, war plötzlich meine Motivation zum Fotografieren wieder da. Ich glaube, ein großer Teil meiner Inspiration entsteht, wenn ich Neues sehe und erlebe. Ich habe mir in den Wochen davor oft Gedanken gemacht, ob ich mein ganzes Leben lang Fotograf sein will, und habe mich dann sehr gefreut, als ich gemerkt habe, dass es immer noch so viel Spaß macht. Wir haben damals perfekte Wellen gesurft, waren in der Cordillera Blanca beim Wandern und sind mit Kanus durch den Dschungel gepaddelt.
Interessieren dich neben der Surf-Fotografie auch andere Arten der Fotografie? Wenn ja, welche sind das?
Ja, eigentlich interessiere ich mich für sehr viel. Ich arbeite einfach gern mit Kameras und probiere neue Sachen aus. Mittlerweile ar bei te ich auch oft in ganz anderen Bereichen. Nach zehn Jahren bei Pure Surfcamps bin ich seit letztem Jahr wieder selbstständig und mache jetzt auch Jobs in ganz anderen Branchen. Aber den meisten Spaß habe immer noch, wenn ich gute Wellen fotografieren kann.
Immer wenn ich Surf-Jobs mache, merke ich, dass das meine große Leidenschaft ist. Ich fotografiere super gern analog und entwickle meine Filme selbst – als Ausgleich zur Digitalität. Ich finde den ganzen Prozess dahinter total beruhigend, obwohl die Ergebnisse nicht immer überzeugen. Aber vielleicht wird das ja noch...Für uns ist die Arbeit an diesem Magazin der beste Job der Welt, aber es gibt auch immer wieder Tage, an denen die Motivation nicht ganz so groß ist.
Bist du immer motiviert, deine Kamera in die Hand zu nehmen? Und wenn nicht, hast du Tipps für uns, wie wir wieder in kreative Stimmung kommen?
Um meine Kamera in die Hand zu nehmen, bin ich eigentlich immer motiviert. Klar gibt’s mal Tage, an denen man weniger Lust hat, aber die sind sehr selten. Meine Motivation schwindet eher bei den Prozessen nach dem Fotografieren, Rechnungen schreiben, Buchhaltung, Steuern usw. Das raubt mir schnell die Energie und Motivation. Aber da muss man wohl durch.
Was muss alles zusammenkommen, um ein gutes Surf-Foto zu knipsen?
Wenn ich das wüsste... Erst mal braucht man natürlich gute Wellen, dann am besten einen schönen Vorder- und Hintergrund. Wenn dann noch das Licht passt und ein guter Surfer dabei ist, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Zumindest theoretisch. Wenn man richtig gute Surfer fotografiert, kann man auch aus schlechten Bedingungen ein gutes Bild bekommen. Genauso kann man super Bilder von weniger guten Surfern machen, wenn die Szenerie passt. Es kommt also ganz darauf an, worauf man aus ist. Aber für ein richtig gutes Surf Foto muss wirklich alles stimmen!
Kannst du uns dein persönliches Lieblingsbild zeigen, das du in den letzten zwölf Monaten gemacht hast, und uns sagen, was es für dich besonders macht?
Das ist das Bild, das ihr links seht, von meinen letzten Surf-Trip im September. Ich war für fünf Tage mit Leon Glatzer auf den Malediven zum Filmen. Wir waren auf Lohifushi und hatten durchgehend perfekte Wellen direkt vor unserem Bungalow. Das Besondere daran ist, dass ich auf dem ganzen Trip nur eine Handvoll Bilder gemacht habe, weil ich diesmal der Filmer war. Beim nächsten Mal wird definitiv wieder mehr fotografiert! Übrigens: Der Clip, der dabei entstand ist auch auf Wellenreiten.de veröffentlicht!
Welche Ziele verfolgst du derzeit mit der Fotografie?
Ich habe viel an meinen Prints gearbeitet und meine ersten Ausstellungen gehabt. Vor allem die Prozesse rund um das Drucken und Rahmen fand ich spannend. Außerdem spiele ich schon lange mit dem Gedanken, ein eigenes Fotobuch zu machen. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie das aussehen soll, wird das bestimmt früher oder später kommen. Ansonsten will ich einfach versuchen, aktiv zu bleiben und möglichst viel zu fotografieren. Ich freu mich total auf den Winter und hoffe, dass ich da auch mal wieder ein paar schöne Snowboard-Fotos machen kann. Da ich die nächsten drei Monate noch ziemlich viel Arbeit vor mir habe, werde ich wohl erst im Frühjahr wieder zum Surfen kommen. Das ist eine verdammt lange Zeit ohne Wellen.
Wo siehst du dich und deine Fotografie in 20 Jahren?
So weit voraus kann ich nicht denken. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich dann immer noch genauso viel Spaß am Fotografieren habe wie jetzt. Die Bereiche werden sich sicher etwas verschieben, aber ich hoffe sehr, dass ich in 20 Jahren immer noch fit genug bin, um surfen zu gehen und im Wasser zu fotografieren. Ansonsten kann ich mir gut vorstellen, mich mehr in Richtung Natur und Wildlife zu orientieren. Das hat mich schon immer fasziniert. Aber mal sehen, 20 Jahre sind eine lange Zeit und bis dahin kann sich noch viel ändern.
Was kannst du jungen und motivierten Fotografen empfehlen, die damit zu kämpfen haben, Geld durch oder Aufmerksamkeit durch für ihre Fotografie zu verdienen?
Für mich hat es sich immer ausgezahlt, sich wirklich reinzuhängen. Ich glaube, ich war nie der talentierteste oder kreativste Fotograf, aber ich habe mich immer zu 100 Prozent reingehängt und bei jedem Job oder Kunden gezeigt, dass ich wirklich Bock drauf hab und hinter dem Projekt stehe. Das merken die Leute und das hat mich auf jeden Fall oft weitergebracht. Es gibt mittlerweile so viele gute Fotografen da draußen und ich glaube, es ist gut, wenn man sich breit aufstellt und sich verschiedene Skills aneignet.
Wenn Euch das Interview gefallen hat dann schaut doch mal auf Matzes Instagram Profil vorbei oder checkt seine Website.