Die Ursprünge des Localism auf den Kanaren

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Die Kanarischen Inseln waren einst eine idyllische Oase für Surfer, bis ein Phänomen namens Localism aufkam – eine Reaktion auf den zunehmenden Tourismusdruck. Im Schatten der Palmen und dem Rauschen des Atlantiks entwickelte sich eine gewisse Form der Verteidigung gegen die Flut von Surftouristen, die nicht nur die Wellen, sondern auch die lokale Lebensart überschwemmten. Lazi Ruedegger, ein Kenner der Szene, gewährt uns einen tieferen Einblick in die Gründe hinter dem auf den ersten Blick rätselhaften Phänomen des Localism.
Die kanarischen Inseln, einst das Epizentrum des europäischen Localism, waren Schauplatz von ausgeboxten Schneidezähnen und mutwillig zerstörten Surfboards. Ein Blick zurück in die Jahre zwischen den 90ern und den frühen 2000ern zeigt eine Zeit, in der der Localism auf den Kanaren eine prägende Kraft war.

Der Artikel erschien im Yearbook Prime Surfing Magazine

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Die Herausforderungen des Localism auf den Kanaren
  • 2. Im Gespräch mit Ladislaus Ruedegger
  • 3. Localism in der Perspektive von Lazi
  • 4. Die Entwicklung der Surfszene und Lazis Perspektive
  • 5. Die Rolle von Localism und ein möglicher Surfknigge für die Kanaren
  • 6. Der enorme Ansturm der Van Life Surfer und Remote Arbeiter
  • 7. Fazit

1. Die Herausforderungen des Localism auf den Kanaren

So sinnlos die Gewalt auch anmutete, war sie dennoch zielgerichtet: ein Kampf gegen den drohenden Ansturm der Surfkolonialisten. Der Localism, eine Stammessprache gegen die Übervölkerung der Lineups, war die Antwort auf die wachsende Zahl von Surftouristen.

Heute scheint sich der Localism den Massen ergeben zu haben. Unzählige Gerichtsverhandlungen und Verurteilungen haben auch die letzten Platzhirsche kastriert. Das Röhren in kanarischen Lineups ist nicht viel mehr als das deutlich verhallende Echo der „guten alten Zeit“. Das Ergebnis: Lineups mit bis zu 300 Surfern, von welchen viele glauben, dass sie sich mit dem Flugticket freien Eintritt zu den besten Wellen Europas erworben haben, ob sie die Skills dazu haben oder nicht.

Gesurft wird oft ohne jede Vernunft und Regel, 3-4 Dropins pro Welle sind an vielen Spots zur Norm geworden. Die Sessions erinnern zum Teil eher an einen Überlebenskampf. Aber wie konnte es so weit kommen?

Wir haben mit Lazi Ruedegger Ursachenforschung betrieben und darüber hinaus über Julius Caesar, unverschämte Gäste auf Hausparties und einen kanarischen Surfknigge gesprochen.

Obwohl die Situation in Lobos zunehmend chaotisch wird, braucht ein Surfer von Lazi Ruedeggers Kaliber nicht allzu lange auf seine perfekten Wellen zu warten.
Foto: Manu Miguelez

2. Im Gespräch mit Ladislaus Ruedegger 

Ladislaus „Lazi“ Ruedegger wirkt wie die Antiblaupause zum stereotypen Surfhipster: Drill-Seargent-Cut, unprätentiöser Kleidungsstil und kanarischer Volksmusikant. Der Österreich-Kanaren Hybrid würde sich wohl eher die Zunge aus dem Mund schneiden, bevor er sich als das bezeichnen würde, was er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist: der beste Surfer Fuerte-Venturas.

Der Ex-Quiksilver Pro fühlt sich einer überzeichnet coolen Surfszene schon lange nicht mehr zugehörig, er bezeichnet sich selbst als Wellennehmer, Surfer will er keiner mehr sein. Lazi ist in Lajares aufgewachsen und lebt heute mit seiner Frau in Corralejo, wo er sich seinen Lebensunterhalt als selbstständiger Surfcoach verdient.

3. Localism in der Perspektive von Lazi

Wir haben gehört (und gesehen), dass es diesen Winter relativ voll war in den Line-Ups Fuerte Venturas. Wie hat die lokale Community reagiert?

"Ich surfe seit 27 Jahren auf Fuerte Ventura, aber so volle Line-Ups wie in diesem Jahr habe ich noch nie gesehen. Es kommt einem so vor, als hätten sich alle digitalen Nomaden das „Starterpack“ Surflifestyle gekauft. Sie kommen her, hocken sich ins Line-Up, machen Yoga und Surfskaten durch die Straßen. Und ich unterstelle 90% der Leute, die hierher kommen, dass sie nicht mal wirklich Surfen wollen. Sie wollen einfach nur zu einer Szene gehören, die sie glorifizieren und dann lautstark darüber reden, dass sie dazu gehören und wo in der Welt sie schon überall surfen waren. Und natürlich überschwemmen sie ihr Social Media mit Posts, auf denen sie ein Surfbrett den Strand entlang laufen, untermalt mit abgegriffenen Sprüchen wie „Eat, Sleep, Surf, Repeat“ und natürlich versehen mit der Location, damit noch mehr Menschen kommen. Und oft ist gar nicht die Masse an Menschen das Problem, sondern die Art. Wenn du in Indo surfst, ist es auch sehr voll, es bekommt aber normalerweise jeder seine Wellen, weil die meisten Touristen dort surfen können und mit der Etikette im Wasser vertraut sind. Hier triffst du bei 3 Meter Slaps Leute mit Softtop, die nicht mal einen ordentlichen Take-Off beherrschen. Insofern war die Stimmung bei den Locals dieses Jahr besonders schlecht."

Mit ebenso beeindruckenden Fähigkeiten am Speer wie auf dem Surfbrett.

4. Die Entwicklung der Surfszene und Lazis Perspektive

Der Localism auf den Kanaren war einst eine Reaktion auf die Bedrohung der Surfspots durch die wachsende Zahl von Surftouristen. Lazi Ruedegger kritisiert jedoch nicht nur den zunehmenden Massentourismus, sondern auch die Kommerzialisierung und Ausverkaufung des Surfsports. Er sieht sich selbst schon lange nicht mehr als Surfer, sondern als jemanden, der die Wellen auf eine respektvolle und verantwortungsbewusste Weise genießt.

5. Die Rolle von Localism und ein möglicher Surfknigge für die Kanaren

Lazi Ruedegger verteidigt Localism als eine notwendige Hackordnung im Wasser, die verhindert, dass beliebte Spots zu einem Irrenhaus werden. Er betont, dass es ohne geschriebene Regeln im Surfen eine Rangordnung wie im Dschungel gibt. Der Respekt vor den Locals und der Erhalt eines gewissen Ordnungssinns im Wasser sind für ihn von entscheidender Bedeutung, besonders an beliebten Spots.

Angenommen, du würdest einen Verhaltenskodex für das Surfen auf den Kanaren erstellen – wie sähe dieser aus?

"Hierbei möchte ich gern eine bildliche Vorstellung verwenden. Stell dir vor, du betrittst eine Hausparty, auf der du niemanden kennst:

1. Betrete nicht gleich die Küche und schnappe dir ein Bier aus dem Kühlschrank. Informiere dich zunächst darüber, wer der Gastgeber ist, und frage höflich um Erlaubnis, bevor du etwas trinken gehst. Beginne mit einem defensiven Verhalten.

2. Komm zunächst allein oder höchstens mit einem weiteren Gast an. Vermeide es, direkt mit einer großen Gruppe von Freunden aufzutauchen. Dies lässt sich analog auf das Verhalten an einem Surfspot übertragen.

3. Verzichte darauf, laute Musik abzuspielen oder herumzuschreien. Beobachte die anderen Menschen zunächst ruhig und freundlich, anstatt aufdringlich zu sein.

4. Verhalte dich so, wie du es von anderen erwarten würdest, wenn du selbst kein rücksichtsloser Mensch bist. Denke daran, dass ein fremdes Haus mit Respekt behandelt werden sollte, genauso wie du es in deinem eigenen Zuhause erwarten würdest."

6. Der enorme Ansturm der Van Life Surfer und Remote Arbeiter

Ein weiterer Faktor, der zur Überfüllung der Lineups beiträgt, ist der ansteigende Trend von Van Life Surfern und Remote Arbeitern, die die Kanaren als idealen Ort für ihre Lebensweise betrachten. Dieser Zustrom verstärkt den Druck auf die ohnehin schon begehrten Surfspots, da größere Gruppen dazu neigen, die Orte zu überfüllen und die lokale Surfkultur zu beeinträcht igen. Viele von ihnen scheinen weniger an echtem Surfen interessiert zu sein als vielmehr daran, zu einer Szene zu gehören, die sie in den sozialen Medien verklären. Diese Entwicklung hat nicht nur zu einer quantitativen Überfüllung geführt, sondern auch zu einer qualitativen Herausforderung, da Surfer ohne angemessene Fähigkeiten und Kenntnisse die Lineups dominieren.

Dieser Ansturm von Menschen, die mehr Wert auf das Image des Surfens legen als auf die eigentliche Praxis, führt zu Konflikten im Wasser und trägt dazu bei, dass der Localism auf den Kanaren zu einem sensiblen Thema wird.

Solide Rides in der Tube sind eine der herausragenden Fähigkeiten von Ruedegger. Doch jenseits der Leidenschaft für die Wellen fühlt sich Lazi nur noch bedingt mit der Surfkultur verbunden. Bild: Manu Miguelez

7. Fazit

Localism auf den Kanaren war und ist eine Reaktion auf den steigenden Tourismusdruck, der nicht nur traditionelle Surfer, sondern auch eine neue Welle von Van Life Surfern und Remote-Arbeitern umfasst. Lazi Ruedegger plädiert für Respekt, Vernunft und eine gewisse Ordnung im Wasser, um die Schönheit des Surfens für alle zu bewahren. Der Localism mag die Antwort auf die Überfüllung sein, aber es bedarf eines gemeinsamen Verständnisses und Respekts, um ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Gruppen von Surfern auf den Kanaren zu finden.

Es wird gemunkelt, dass dein Musikgeschmack äußerst anspruchsvoll ist. Lass uns zum Abschluss einen Einblick in deine Top 3 bekommen.

1. Zusammen mit Freunden kanarische Volksmusik genießen.
2. "Since I've Been Loving You" - Led Zeppelin.
3. "Rock 'n' Roll Suicide" - David Bowie.

Story: Nico Steidle
Fotos: Manu Miguelez

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