Er steht schon seit mindestens einem Jahrzehnt auf dem deutschen Ripper-Radar. Jonas taucht irgendwo auf, meist dort, wo es arschkalt ist und die Bedingungen die meisten Surfer eher dazu verleiten, Tee zu trinken als zu surfen.Er lässt sich barreln, zieht ein Air oder einen Carve und verschwindet dann wieder.Sein Instagram ist voll von Barrelshots, Slabs und wirklich solidem Surf. Er behauptet selbst von sich, dass er sich wie 25 fühlt und weiterhin Bock auf Tubes, ordentliche Wellen und alles, was dazugehört hat.
Jacob Zimmermann
1988 in Norddeutschland geboren, begann seine Surfkarriere natürlich nicht in den Regionen, wo wir krasse Slabs und Barrels finden, sondern, wie könnte es auch anders sein in der Nord -und Ostsee. Heute lebt Jonas in Kiel und genießt sein Leben als Zimmermann und Surfer, eine Mischung und Balance, die ihm Freude bereitet. Professionelles Handwerk und semiprofessionelle Tubes. “Ich versuche momentan, Spaß und Ernst zu verbinden und möglichst vorurteilsfrei durchs Leben zu gehen".
Hey Jonas, wie läuft's?
Du surfst ja viel an der Ostsee und Dänemark, macht das noch Spaß? Bist du noch motiviert? Haha. Mich persönlich kostet Schwabbel-Surf echt sehr viel Überwindung, ich hoffe ich trete mit so einer Aussage jetzt niemandem auf die Füße. Naja, ich bin halt ein absoluter Schön Wellen-Surfer.
Jo, das geht mir mittlerweile auch oft so, wenn man immer wieder dicke Ansagen für die Ostsee bekommt und dann kommt da aus unergründlichen Gründen doch nix an! Aber man lernt dabei unglaublich viel über Wellenentstehung und die Wellen Physik.
Der Wind kann so stark sein, dass er die Wellen plattdrückt. Er sollte konstant über mindestens 3 Stunden aus der gleichen Richtung kommen. Wenn man von der Ostsee positiv überrascht wird, kann ich das Feeling mit einem perfekten Tag überall auf der Welt vergleichen. Es ist schon geil gute Wellen da zu surfen, wo 364 Tage im Jahr Flatness ist.
Aber ich spare mir die Kilometer auch gerne, um irgendwo eine Safe Vorhersage zu surfen.
Clem McInerney
Du chargst ziemlich heftige Slabs und Barrels. Hast du Respekt oder bist du relativ entspannt bei solchen Wellen?
Das kommt drauf an. Rauspaddeln geht eigentlich immer. Die meiste Angst habe ich vor der Session und der Kopf geht dann alle möglichen worst Cases durch. Ich war an meinem Geburtstag in Irland unterwegs und ein wenig feiern. Am nächsten Tag lief Mullaghmore, relativ windy und 4m ... Ich war erst ganz allein mit Taz Knight draußen, der ist ein absolutes Tier. Er war schon gefühlt angepisst, dass ich in nichts reinziehe ... Ich war noch ein wenig durch den Wind vom Vorabend und hatte mega Schiss. Irgendwann kam dann ein Jetski raus und ich habe mich ein bisschen safer gefühlt. Am nächsten Tag war es mega groß und offshore. Ich dachte meine Freunde hätten mir mein 8,1er von der Westküste mitgebracht … die haben es aber leider im Hostel nicht gefunden. Ich habe nochmal 3x nachgefragt, weil ich dachte, dass die mich verarschen wollen. Ich bin dann auf nem 6'8 raus und hab reingepullt ... war irgendwie so als hätte ich meine Angst am Vortag verbraucht.
Matt Bromley hatte an dem Tag eine krasse Barrel. Die Jungs da sind alle ganz übel am Chargen und sehr witzig drauf!
Das erste Mal, als ich da war, habe ich zwei Charger gefragt, was sie als Training für große und hohle Wellen machen, und die so: "I stopped Smoking" und "I Ride a Bike". :D
Helm? Ja, nein, vielleicht?
Einen Helm kann ich jedem empfehlen.
Jacob Zimmermann
Hast du Tipps für Barrels, Slabs und alles, was hohl ist? Vor allem Backside, frage aus eigenem Interesse ;).
Ja, Nicolau von Rupp sagt: Du musst da reinpullen, wie du ein Eis auf den Löffel bringst …
Ich versuche meinen Takeoff direkt unter der Lippe hinzubekommen, davor natürlich möglichst explosiv zu paddeln und sich dann einfach reinstürzen ...
Aber manche paddeln auch ganz früh an, mit ein bisschen mehr Volumen unter der Brust und haben so mehr Zeit für ihren Takeoff.
Ah, klar, ich denke das nächste Mal einfach ans Eis essen …
Du bist generell viel in kalten Gewässern unterwegs, ist das dein Ding??? 😬
Ich liebe die Natur in kalten Regionen, die Rawness und die weitgehend entspannten Locals. In Irland sind die meisten sehr entspannt. Den Jungs, die die Spots entdeckt haben ( u.a. Tom Lowe, Mickey Smith, Fergal Smith) ist es wichtig, dass ein positiver Vibe herrscht und das wird respektiert. Die Locals haben mich supernett aufgenommen, obwohl ich ab und zu echt cocky war. ;)
Ich finde es ja manchmal schon im Winter in Portugal zu kalt … wie machst du das bei 0 Grad, Schnee und Eisschollen im Wasser?
Dicker Neo und in Bewegung bleiben.
Gibt es “zu kalt” für dich?
Das ist mir bisher noch nicht passiert.
Jacob Zimmermann
Wann war dein letzter Warmwasser-Surf Trip und wohin?
Im Winter auf Madeira!!! Ich hab gelebt wie ein Penner und trotzdem 2000€ ausgegeben, weil ich dachte es wär smart, Boards zu leihen, die ich beide aus Dummheit zerstört hab. :D
Ich habe Michi Mohr aus München getroffen und wir hatten eine Epic Session zu dritt mit 3-4m Glassy Surf. Es war so warm, dass ich 2x draußen gepennt habe.
Welches Setup surfst du normalerweise? Zeig uns deinen Quiver!
In Dänemark ein 5'6 bis 6'0 unter 19 breit und medium Dick.
In Irland ein 6'8 - 8'1 Bisher von MSD.
Homespot?
Klitmøller Bunkers, Southside, Lübecker Bucht und Spots rund um Kiel.
Traumspot?
Da gibt es viele … unter anderem Northpoint in Australien.
Ich würde auch gerne mal nach J-Bay. Eigentlich alles, was rippable ist und ab und zu barrelt, hört sich gut an!
Jacob Zimmermann
Was treibst du neben dem Surfsport?
Momentan bin ich viel Dirtbiken, Skaten und in letzter Zeit Laufen, wobei ich das nur aus Cardiogründen mache, der Spaß kam da noch nicht durch.
Willst du noch Sponsoren grüßen?
Ja, gerne. Vielen Dank an:
FCS Germany
Xcel Germany
MSD Surfboards
Volcom
Du bist ja kein Grom mehr ;), hast du trotzdem bestimmte Surf-Ambitionen und Ziele? Vielleicht mal wieder Contests?
Bisher geht's, ich habe ein paar Jahre sportlichen Erfolg verschwendet, aber die wurden mir irgendwie gutgeschrieben... der Körper sagt momentan Ja, und das soll auch noch so bleiben!
Heißt, auf jeden Fall habe ich Ambitionen. Ich will mich nochmal auf Platz 1 bei einem Stop der Dänischen Tour sehen ... aus einer Standupbarrel mit Spit rauskommen und einen cleanen Full Rotation Air stehen. Das kommt dann nach der Ausbildung.
Clem McInerney
Danke dir Jonas für das Interview. Ich bin gespannt auf weiteres Surfen von dir!