Wir haben uns mit Christoph Zinglemann getroffen, einem der Gründer und Inhaber des Saltwater Surfshops und Initiator der Saltwater Surf Movie Night. Christoph erzählt uns von den Anfängen der Filmtour, den Herausforderungen während der Corona-Pandemie und der Entscheidung, die Surf Movie Night neu auszurichten.
Wie kam es dazu, dass die Cine Mar Surf Movie Night in die Saltwater Surf Movie Night umbenannt wurde und wie hat sich die Surf Movie Night im Vergleich zur früheren Cine Mar - Surf Movie Night entwickelt?
Früher haben wir die Cine Mar - Surf Movie Night organisiert, eine beeindruckende Filmtour mit über 100 Stopps pro Jahr. Das war ein großes Projekt für uns. Dann kam Corona und hat alles zum Stillstand gebracht. In dieser Zeit haben wir alles überdacht und uns gefragt, wohin wir uns entwickeln wollen. Dabei haben wir gemerkt, dass das Projekt zu groß und wirtschaftlich nicht nachhaltig war, besonders in Zeiten, in denen der CO2-Fußabdruck eine immer wichtigere Rolle spielt.
Der Aufwand war enorm, daher beschlossen wir, uns stärker auf unsere Shops in Heiligenhafen, auf Sylt, Travemünde und im Sommer auf Fehmarn zu konzentrieren. Außerdem war es während der Corona-Zeit nur möglich, Open Air Kino zu veranstalten. So haben wir die erste Tour unter diesen Bedingungen umgesetzt und uns auf die Städte fokussiert, in denen wir immer stark waren und wo eine lebendige Surf-Szene vorhanden ist. Insbesondere Hamburg, als unser Heimspiel, liegt uns sehr am Herzen.
Wir wollten das Projekt nicht mehr so kommerziell und groß aufziehen wie zuvor und uns nur noch mit Marken zusammenarbeiten, die auch in unseren Shops vertreten sind. Marken, mit denen wir uns identifizieren können und die dieselbe Einstellung zu Nachhaltigkeit und fairer Produktion haben.
Warum habt Ihr Euch entschieden, das Thema "Frauen im Surfen" für die diesjährige Tour auszuwählen? Was hat dich dazu inspiriert?
Tatsächlich, Annika (Annika von Schütz), wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen, meistens in Portugal an Flughäfen oder am Lineup. Sie hat mir von ihrem Projekt "Femme Ocean" erzählt, und ich war sofort begeistert. Ich schätze sie als Person sehr und weiß, dass sie großartige Geschichten erzählen kann.
Wir haben dann telefoniert, und ich habe ihr gesagt, dass ich ihren Film gerne auf der nächsten Tour zeigen möchte, wenn er fertig ist. Da ich noch einige andere talentierte Filmemacherinnen kenne und das Thema allgemein wichtig ist und den Surfsport seit Jahren beschäftigt, haben wir beschlossen, die diesjährige Saltwater Ocean Film Tour ganz dem Thema „Female Stories“ zu widmen. Als dann noch Lena Kemna und Christina Gindl mit "The Fifth Tide" auf uns zukamen, hatten wir bereits zwei starke Filme, auf denen wir aufbauen konnten.
Welche Bedeutung hat Feminismus im Surfen, und wie spiegelt sich das in den Filmen der Surf Movie Night wider?
Ich glaube, dass es beim Thema Feminismus noch viel Raum für Verbesserung gibt, und eigentlich sollte jeder Tag im Zeichen des Feminismus stehen. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, da Frauen im Surfsport nach wie vor unterrepräsentiert sind, auch in der Modeindustrie. Viele Marken haben hauptsächlich eine Männerkollektion und verkaufen dann die gleiche Kleiding leicht tailliert als Frauenkollektion. Gerade bei Outdoor-Marken besteht noch eine Diskrepanz.
Wir sehen es als unsere Pflicht an, mit der Saltwater Surf Movie Night diesem Thema eine Bühne zu geben. In den Filmen spielt Feminismus jedoch eher eine subtile Rolle, und der Fokus liegt auf dem Sport. Nächstes Jahr könnten wir wieder Filme über Männer zeigen, und irgendwann müssen wir hoffentlich gar nicht mehr darüber sprechen, ob es Männer- oder Frauenfilme sind.
Kannst du uns einige Highlights der diesjährigen Film-Auswahl nennen? Gibt es bestimmte Filme oder Geschichten, auf die du besonders stolz bist?
Wie bereits erwähnt, ist neben "Femme Ocean" auch "The Fifth Tide" ein echtes Highlight. Ich finde es beeindruckend, wie akribisch sich die Mädels auf die Wellen vorbereitet haben. Oft denkt man bei Portugal und großen Wellen direkt an Nazare, aber da geht noch viel mehr.
Außerdem freue ich mich sehr, dass wir zwei Filme von Patagonia im Programm haben. Ein Film, der sich dem Schutz der Meere widmet und zu dem wir auch Präsentationsslides zeigen, um die Zuschauer dazu zu animieren, sich direkt an der Petition zum Film zu beteiligen.
Ein weiterer Film, den ich persönlich sehr interessant finde, ist "The physics of noseriding". Ich surfe selbst seit 10 Jahren hauptsächlich Longboard, vielleicht auch aufgrund meines Alters oder meiner Fitness. In jedem Fall ist es ein sehr guter Film, der unterhaltsam ist und auch gute Tipps für Longboarder enthält.
Welche Ziele verfolgst du für die Zukunft der Surf Movie Night? Gibt es Pläne, die Tour weiter auszubauen oder neue Themen zu integrieren?
Natürlich gibt es Veränderungen, mal kommen Stops dazu oder fallen weg, aber im Großen und Ganzen sind wir mit unserem derzeitigen Setup zufrieden. In diesem Jahr sind wir zum Beispiel zum ersten Mal in Kiel, wollen aber grundsätzlich die aktuelle Größenordnung beibehalten. Wir sind in erster Linie eine Marke und kein Event-Veranstalter. Unser Ziel ist es immer, gute Filme zu zeigen und die Menschen aus der Szene zu unterstützen.
Welche Rolle spielt die Surf Movie Night bei der Förderung von Frauen im Surfsport? Gibt es Initiativen oder Projekte, die im Rahmen der Veranstaltung unterstützt werden?
Spezielle Fördermaßnahmen haben wir nicht, aber wir unterstützen jedes Jahr den "Social Surf Club". Dabei geht es um die Förderung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die unter anderem aus schwierigen Verhältnissen kommen.
Wie möchtest du Menschen, die noch nicht viel mit dem Surfen in Berührung gekommen sind, für die Surf Movie Night begeistern? Was macht diese Veranstaltung besonders und einzigartig?
Die Saltwater Surf Movie Night ist ein unglaublich schönes Event, das zum Träumen und Inspirieren einlädt. Wir zeigen sorgfältig ausgewählte Filme, die Geschichten erzählen, faszinierende Naturaufnahmen bieten und den Surfsport in seiner ganzen Vielfalt zeigen – und das alles in einem wunderbaren Ambiente. Wir würden uns freuen mit euch in in die Saltwater Welt einzutauchen und an einem der Stops zu begrüßen.
ACHTUNG!! Der erste Tourstopp findet bereits am kommenden Wochenende in Hamburger Zeise Kino statt. Alle Infos zur Tour findet ihr hier: https://www.wellenreiten.de/magazin/details/die-saltwater-surf-movienight-2023-bringt-surferinnen-ins-rampenlicht/