Surfen für POC in Südafrika während der Apartheit
Surfen News Knowledge People Stories
Die unerzählten Geschichten des Surfens während der Apartheid in Südafrika. Diese Ära prägte nicht nur das Land, sondern hinterließ auch tiefe Spuren im Surfsport, der von gesellschaftlichen Normen und rassistischen Gesetzen durchzogen war.
Die Sportlandschaft von Südafrika und die "Blanks"
Die Zeit von 1948 bis 1992 war von ungleichen Bedingungen im Sport geprägt. Über 80% der Bevölkerung, hauptsächlich Schwarze, Inder oder Mischlinge, sah sich mit Barrieren konfrontiert. Sportplätze und Strände waren den "Blanks", den Weißen, vorbehalten, und dies spiegelte sich in alarmierenden Zahlen wider. 1973 waren 73% der Leichtathletikbahnen, 92% der Golfplätze und 95% der Squashplätze ausschließlich für Weiße zugänglich.
Ein fragwürdiger Beginn für indigene Surfer
Auch der Surfsport bildete keine Ausnahme. Die kulturelle Grundlage begünstigte weiße Surfer, während die Apartheidideologie schwarzen Surfern das Leben schwer machte. Selbst Wassersportarten waren von der Rassentrennung betroffen, was 1960 zur Einführung der "Beach Apartheid" führte, die bis 1989 Bestand hatte.
Die Strände für Schwarze befanden sich oft fernab der Städte, ohne Infrastruktur und mit Gefahren durch Haie und starke Strömungen. Die schwarze Bevölkerung hatte oft keine motorisierten Fahrzeuge und konnte aufgrund unzugänglicher Strände nicht schwimmen lernen, die Grundvoraussetzung für den Surfsport.
Davey Stolk zeichnete sich als einer der wenigen weißen Südafrikaner aus, die entschieden gegen die Apartheidsgesetze rebellierten. Derzeit ist Stolk auf La Réunion ansässig und führt erfolgreich einen Surfshop. Bild: Shafiq Morton
Schwarze Surfer und der Kampf gegen die Unterdrückung
Trotz aller Widrigkeiten bildete sich in Südafrika eine schwarze und farbige Surfcommunity. Ein Pionier war Ahmed Collier, der ab 1960 die Apartheidgesetze regelmäßig brach, um an den besten Surfspots zu surfen. Collier gründete 1985 den Wynberg Surfclub, der später zur South African Surfing Union (SASU) wurde.
Insbesondere durch Initiativen wie "Surfers not Streetchildren" oder "Waves for Change" kann man heute eine signifikante Zunahme farbiger Surfer in den Wellen Südafrikas beobachten. Bildnachweis: Isaac February
Weiße Surfer und ihr Widerstand
Neben rassistischem Verhalten einiger weißer Surfer gab es auch solche, die sich gegen die Apartheid stellten. Warren Kushnik und David Stolk sind Beispiele für Surfer, die politisch aktiv wurden und sich für die Rechte der Farbigen einsetzten.
Die ASP und ihre umstrittene Haltung
Die Reaktion der ASP auf Boykotte gegen die Apartheid war umstritten. Revoltierende Surfer wurden bestraft, und die ASP argumentierte, dass Sport und Politik getrennt bleiben sollten. Diese Haltung unterdrückte den Widerstand, während der internationale Druck auf die Abschaffung der Apartheidpolitik zunahm.
Cass Collier auf einer beeindruckenden Welle an einem nicht näher spezifizierten Ort in Südafrika. Bild: ©NicBothma
Der "Surf War" und seine Bedeutung
1989 wurde von einem "Surf War" berichtet, als schwarze Surfer erstmals öffentlich ihr Recht auf freie Nutzung der Meere einforderten. Dieser Meilenstein markierte einen Wendepunkt in der Surfgeschichte Südafrikas und verdeutlichte, dass Wellen für alle, nicht nur für eine exklusive Elite, gemacht sind.
Der Sohn von Isaac, Mikey, erlangte als erster Surfer mit farbiger Hautqualifikationen für die WSL. Bild: Vans
Vereinigung der Surfverbände
Die politische Landschaft änderte sich 1990 mit der Freilassung Nelson Mandelas. 1992 vereinigten sich die Surfverbände SASA und SASU unter dem Namen "United Surfing Council of South Africa" (USCSA), was erst 1994 Südafrikanern die Teilnahme an internationalen Surfmeisterschaften ermöglichte.
Einblick in die Gegenwart mit Isaac February
Isaac February, der Vater von Prosurfer Michael February, gewährt Einblicke in seine Vergangenheit und spricht über die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsaussichten schwarzer Surfer.
Isaac February, der Vater von Mikey February, zählt zu den Pionieren unter den schwarzen Surfern in Südafrika.
Besondere Anerkennung
Ein besonderer Dank gilt Dr. Glenn Thompson für die Bereitstellung seiner Doktorarbeit „Identity and society in the history of South African surfing culture in the twentieth-century“ und seine unterstützende Beratung bei der Erstellung dieses Artikels.
Geschrieben von: nico-steidle