Der Sandboden dieser perfekten linken Welle an der Westküste Afrikas hat wahrscheinlich für die längsten Barrels der Welt gesorgt. Glassy, perfekte Left-Handers; wie aus einem Wavepool. Aber ist Skeleton Bay in Namibia eine Welle für jedermann?
In all ihrer Perfektion sieht diese Wellenmaschine wirklich surfbar aus, und es scheint so, als ob man sich hier einfach in die Barrel stellen könnte, ähnlich wie bei Kelly's Surfranch. Das haben sich sicherlich viele Weekend-Warriors gedacht, wurden dann aber meist schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt.
So läuft es in Skeleton Bay, Namibia:
Zunächst einmal: Der Flug mag vielleicht genauso lange dauern wie nach Bali, aber dies ist nicht Südostasien. Unterkünfte in Namibia sind eher selten, die Küste ist unbebaut, das Wasser ist kalt und die Sandfliegen sind lästig. Dies ist nicht Disneyland, sondern die harte Realität Afrikas.
Ein 2 Kilometer langer Fußmarsch zum Point von Skeleton Bay:
Bevor man überhaupt die Welle surfen kann, muss man erst einmal 2 km zum Point laufen. Dort angekommen, sollte man Geduld haben und auf die Setpause warten, wenn man nicht schon beim Herauspaddeln sein Board auf dem hart gepressten Sand verlieren möchte. Skeleton Bay ist flach, verdammt flach.
Die Strömung in Skeleton Bay lässt sich mit einem reißenden Fluss vergleichen:
Wenn ihr es ins Lineup geschafft habt, müsst ihr schnell handeln, denn die Strömung in Skeleton Bay zieht euch mit 16 km/h in weniger als 8 Minuten zurück zum Ausgangspunkt. Wenn ihr schnell genug seid, habt ihr etwa 3 Versuche, in eine Welle zu paddeln, bevor ihr wieder am Anfang seid.
Skeleton Bay Take Off und die Barrel eures Lebens:
Neben hoher Reaktionsgeschwindigkeit solltet ihr euch auch mit dem härtesten Take-Off anfreunden, den ihr je genommen habt.
Selbst die Pros haben großen Respekt davor.
Der südafrikanische QS-Surfer Beyrick de Vries war unzählige Male in "Donkeys Bay" (wie die Welle umgangssprachlich genannt wird) und bezeichnet sie immer noch als einen der furchterregendsten Spots, die er je gesurft ist. Kaltes Wasser, weiße Haie, der wohl härteste, flachste Sandboden der Welt. Dass man hier "over the falls" geht, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn wer das nicht erlebt hat, gehört eigentlich nicht nach Skeleton Bay, denn nur auf der Schulter surfen ist hier nicht gerne gesehen: Entweder man geht in die Tube oder man geht nach Hause. Full Send halt!
Wie bereits aus dem vorhergehenden Text ersichtlich ist, ist Skeleton Bay alles andere als benutzerfreundlich. Natürlich ist die Welle an kleinen Tagen zugänglicher als an den Tagen, die wir in den Videos der Profis sehen, aber sie bleibt dennoch anspruchsvoll. Auch die Infrastruktur um Skeleton Bay herum ist begrenzt. Man sollte definitiv eine Portion Abenteuerlust und sehr gute Surffähigkeiten mitbringen, um hier das Beste aus seinem Aufenthalt herauszuholen. Oder man fliegt eben doch in die andere Richtung… Nach Bali.
Foto: Alan Van Gysen